Chögyal Namkhai Norbu (1938-2018)

Bedeutender Gelehrter der tibetischen Kultur und Meister des Lebens. Chögyal Namkhai Norbu ist eine einzigartige Persönlichkeit in der zeitgenössischen spirituellen Welt.

Geboren 1938 in Ge’u, im Kreis Derge (Kham, Ost-Tibet), und als Reinkarnation des großen Dzogchen-Meisters Adzom Drugpa (1842-1924) anerkannt, erhielt er eine rigorose traditionelle Ausbildung. Seine Studien in Philosophie und Literatur schloss er bereits in jungen Jahren erfolgreich ab. Im Jahr 1955 traf er seinen Hauptmeister Changchub Dorje (1863-1961), dessen Lebensweise und Methode der Übermittlung des Dzogchen-Wissens für ihn zu einer dauerhaften Quelle tiefer Inspiration wurde.

Als er 1959 von dem bekannten italienischen Tibetologen und Orientalisten Giuseppe Tucci nach Italien eingeladen wurde, war Chögyal Namkhai Norbu bereits als Gelehrter und spiritueller Meister bekannt. 

Chögyal Namkhai Norbu arbeitet, kaum zwanzig Jahre alt, zusammen mit Prof. Giuseppe Tucci am Katalog der tibetischen Texte des ISMEO (Institut für den Mittleren und Fernen Osten) in Rom und wurde 1962 Professor für tibetische Sprache und Literatur an der Universität Neapel „l’Orientale“, wo er bis 1992 lehrte.

So kam es, dass Chögyal Namkhai Norbu in Italien lebte, wo er 1971 begann, Yantra Yoga zu lehren, und 1976, auf Wunsch von Schülern unterschiedlicher Herkunft, die ersten Belehrungen über Dzogchen Atiyoga, gab.

Mehr als 50 Jahre lang widmete er sein Leben der Aufgabe, diese uralte Lehre, ein authentisches Erbe der Menschheit, Tausenden von Menschen auf der ganzen Welt nahezubringen.

Im Jahr 1981 inspirierte er die Gründung von Merigar in der Toskana, dem ersten Zentrum der Dzogchen-Gemeinschaft.

In den folgenden Jahren entstanden ähnliche Zentren in den Vereinigten Staaten, Lateinamerika, China, Russland, Australien und anderen europäischen Ländern. So entstand die heutige Internationale Dzogchen-Gemeinschaft, eine weltweite Vereinigung, die auch auf institutioneller Ebene Respekt und Ansehen genießt.

Der 1983 gegründete Shang Shung Verlag hat den Hauptzweck, die zahlreichen Bücher von Chögyal Namkhai Norbu und anderen Meistern der tibetischen Traditionen, zu veröffentlichen. 

1988 gründete Chögyal Namkhai Norbu die A.S.I.A (Association for International Solidarity in Asia), eine Nichtregierungsorganisation, die in Tibet, Indien, Nepal, Myanmar, der Mongolei und Sri Lanka tätig ist und Partnerschaftsprojekte und Fernadoptionen fördert.

1989 gründete er das Shang Shung Institute mit Sitz in Italien, um Wissenschaftlern aus aller Welt die Möglichkeit zu geben, wichtige Forschungsaktivitäten zu asiatischen Künsten und Kulturen zu verfolgen und zu entwickeln.

Insbesondere die Abteilungen für traditionelle tibetische Medizin und tibetische Sprache fördern Konferenzen und Workshops in der ganzen Welt und organisieren regelmäßig Ausbildungsprogramme für zukünftige Übersetzer und Ärzte der tibetischen Medizin.

Das 2002 gegründete Ka-Ter-Projekt widmet sich der Übersetzung der Werke von Chögyal Namkhai Norbu sowie alter Dzogchen-Texte. 

Die Internationale Atiyoga-Stiftung, wurde als Dachorganisation für alle mit der Dzogchen-Gemeinschaft verbundenen Organisationen 2018 gegründet.

1990 begann Chögyal Namkhai Norbu, den Vajra-Tanz zu unterrichten. Ab 2011 begann er Khaita  Joyful Dances zu entwickeln, ein Projekt, das sich dem Studium, dem Singen und Tanzen traditioneller und moderner tibetischer Lieder widmet. 

Sowohl der Vajra-Tanz als auch die Khaita-Tänze wurden vom Internationalen Tanzrat der UNESCO (CID) anerkannt.

Chögyal Namkhai Norbu erhielt für sein umfangreiches kulturelles Wirken und sein unermüdliches soziales Engagement zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, sowohl in seinem Heimatland als auch im Ausland. Besonders hervorzuheben ist der Verdienstorden der Republik Italien, der ihm 2018 von Staatspräsident Sergio Mattarella verliehen wurde.

Chögyal Namkhai Norbu ist am 27. September 2018 in seinem Haus in Gadeling, Arcidosso, Grosseto, Italien, friedlich verstorben

Chögyal Namkhai Norbu spricht über die Entstehung der Gönpa – den Tempel der Großen Befreiung – in Merigar, Italien.

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